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2015-web-1PPA-Traumstadt

58. Sonderausstellung: Ein Hauch von Traumstadt,  bis mitte April 2016

 

Anlässlich des 50. Todestags von Peter Paul Althaus (kurz PPA) sowie des 50. Jahrestags  der „Bürgerversammlungen der Traumstadt“, erinnert das Malura Museum an PPA, den Gründungsvater der legendären „Traumstadt” und des „Seerosenkreises”.Christian Ude, Brigitta Rambeck und – am Traumstadtflügel - Frederic Hollay haben bei der Eröffnung das Künstlervölkchen rund um PPA wieder erstehen lassen – anhand von Bildern und Skulpturen bekannter Traumstadt- und Seerosen-Künstler sowie von zum Teil noch nie gezeigten historischen Dokumenten und persönlichen Erinnerungen.  Das Malura Museum zeigt eine repräsentative Auswahl von Werken der Gründergeneration von Seerose und Traumstadt – u.a. von Helmut Ammann, Bele Bachem, Elmar Dietz, Franz Eska, Konstantin Garneff, Baldur Geipel, Hermann Geiseler, Franz Ferry Hauber, Emil Krieger, Joseph Mehrle, Erwin Petzold, Marianne Rousselle, Ludwig Scharl, Käthe Scheyde,Joseph Seidl-Seitz, Toni Trepte, Ernst Wild und - nicht zu vergessen - von Oswald Malura, dem langjährigen Gastgeber der Traumstadt.  „Bringt Jugend mit!“ stand in jeder Traumstadt-Einladung. Die Ausstellung wird auch einige Werke jüngerer und junger Künstler zeigen, die in Andrew Maluras Schwabinger und Oberdießener „Traumstadt-Domizilen“ ausgestellt haben: Martin Blumöhr, Erwin Eisch, Peter Hauber, Walter Hirschberg, Joachim Jung, Katharina Schellenberger und Günther E. Stephan („Steff“).

Der Dichter Peter Paul Althaus (1892 – 1965) hatte sich nach zwei durchlittenen Weltkriegen und einem Dritten Reich eine wundersame Gegenwelt erfunden, der er in Gedichten Gestalt verlieh. „In der Traumstadt“ (1951) ist wohl seine berühmteste Lyrik-Sammlung. Aber auch die Bändchen „Dr. Enzian“ (1952), „Flower Tales“(1953), „Wir sanften Irren“ 1956) und „Seelenwandertouren“ (1961) setzten, anrührend, skurril und von poetischer Musikalität getragen, seine Erfolge fort. 
Im München der Nachkriegszeit war PPA eine Schlüsselfigur des kulturellen und künstlerischen Aufschwungs – nicht nur als Dichter, sondern auch als Gründer etlicher Künstlerkreise, von denen sich zwei bis heute erhalten haben: der Seerosenkreis - sowohl der Literaten als auch der Bildenden Künstler - und die Traumstadt, die allerdings einige Flauten erleben musste. 1965 hatte PPA für seine erdichtete Traumwelt einen realen Ort gefunden und eine „Bürgerschaft“ in Fleisch und Blut zusammengetrommelt: In der Kaulbachstraße 75 fanden bei Friedl und Oswald Malura, zunächst in der Kellergalerie, dann in der Wohnung, 12 Jahre lang die „Bürgerversammlungen der Traumstadt“ statt – mit namhaften Künstlern aller Sparten. Auch eine „Sommerdépendence der Traumstädter“ gab es: in Maluras Atelier am Hang in Oberdießen.
Inzwischen hat sein Sohn Andrew Malura versucht, die Traumstadtwohnung in Schwabing zu erhalten, was mißlang. Das Malura Museum aber setzt die Tradition des Traumstädters Oswald Malura fort - und verbreitet nun dort von Zeit zu Zeit mit Veranstaltungen und Ausstellungen einen “Hauch von Traumstadt“. Und in München gibt es nun ebenfalls einen Neuaufschwung: mit Christian Ude, der von den Mitgliedern des Vereins „Rettet die Traumstadt“ zum Bürgermeister der Traumstadt Schwabing gekürt wurde – am Tag vor dem Ende seines Amtes als Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München. Übrigens: Oberbürgermeister Hans Jochen Vogel begrüßte PPA stets mit “Herr Kollege!“

Bild: Schwabing bei Nacht von Hermann Geiseler


 

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München und Region, 29.05.2015

Christian Ude und Schwabing

Am Ziel  aller Wünsche
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Von Franz Kotteder

Nach dem Oberbürgermeister kann nicht mehr viel kommen, denkt man gemeinhin. Gut, vielleicht noch bayerischer Ministerpräsident. Aber daraus wurde dann ja nichts, wie man weiß. Christian Ude hat dafür nun endgültig den Zenit seiner politischen und wohl auch privaten Karriere erreicht. Er ist jetzt voll und ganz Traumstadtbürgermeister.

Auf unserem Bild sieht man ihn im heimischen Partykeller am Kaiserplatz bei einer ersten Bürgerversammlung im Kreise seiner Traumstädter, oder wie er es vielleicht formulieren würde, seiner "lieben Mit-Schwabingerinnen und Mit-Schwabinger". Die haben ihn schon vor mehr als einem Jahr - da war er noch ein einfacher Münchner Oberbürgermeister - spontan zum Bürgermeister der Traumstadt ausgerufen, anlässlich des 85. Geburtstags der inzwischen verstorbenen Schwabinger Gisela. Tut man ihm unrecht, wenn man sagt: Insgeheim wäre er die letzten 20 Jahre manchmal sehr viel lieber Chef der kleinen, überschaubaren Künstler-Traumstadt Schwabing gewesen? Als der Oberbürgermeister jenes übergroßen Fleckerlteppichs aus gnadenlos durchgentrifizierten Szene-Vierteln rund um den Gärtnerplatz auf der einen und ländlich-dörflichen Bezirken wie in Lochhausen auf der anderen Seite?

Die Traumstadt aber, so darf man wohl sagen, entspricht Udes Gusto. Erfunden hat sie der Schwabinger Kaffeehausliterat Peter Paul Althaus, als institutionalisierte Utopie der Boheme, als Künstlergemeinschaft, die den Schwabinger Geist kultivieren sollte. Althaus war auch gleich der erste Traumstadtbürgermeister, der Münchner Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel sprach ihn als "Herr Kollege" an, und nach Althaus' Tod 1965 ging die Traumstadt nicht unter, weil Utopien gar nicht sterben können.

Ude hat Althaus und die frühen Bürgerversammlungen der Traumstadt schon als Kind miterlebt. Sein Vater Karl Ude, ein bekannter Münchner Feuilletonist, war ja auch dabei. Und es gibt ein Traumstadt-Gästebuch, in dem der kleine Christian neben all den Traumstadt-Würdenträgern unterschrieben hat als "Nachwuchs ohne Posten". Möglicherweise hat das der Kleine damals schon als blamabel empfunden; jedenfalls darf man hier eine der frühkindlichen Wurzeln des späteren Udeschen Machtstrebens vermuten.

Wie auch immer: Die Traumstadt soll nun unter ihrem Bürgermeister Christian Ude, der ja neuerdings durch den Kollegen Dieter Reiter etwas entlastet wird, wieder zu neuem Leben erwachen. Das, so hört man, beschloss die Bürgerversammlung im Partykeller einstimmig. Es wird Salons, Soirees und eine Jahresveranstaltung geben sowie noch heuer eine Ausstellung zum 50. Todestag von Peter Paul Althaus. In diesem Sinne kann man den Traumstädtern etwas zurufen, was alle anderen als Beleidigung ansehen würden, hier aber als Ansporn gilt: Träumt ruhig weiter!

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